Sierich und seine Kinder
Die Sierichstraße im Hamburger Stadtteil Winterhude ist nicht nur eine der bekanntesten Straßen der Hansestadt, sondern auch ein Zeugnis der Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert.
Ihre Geschichte ist untrennbar mit dem Namen Adolph Sierich verbunden, dessen Einfluss das heutige Stadtbild im Stadtteil Winterhude maßgeblich prägte.
Adolph Sierich: Vom Goldschmied zum Großgrundbesitzer
Adolph Sierich wurde am 26. April 1826 in Hamburg geboren. Nach dem Tod seines Vaters 1850 übernahm er dessen Hof in Winterhude.
1854 erwarb er zusätzlich eine neue Hofstelle am Krohnskamp an der Barmbeker Straße, wo er die sogenannte Sierich-Villa errichtete. Diese Villa wurde 1957 abgerissen.
In den frühen 1860er Jahren ließ Sierich den Goldbekkanal schiffbar machen, um die industrielle Erschließung Winterhudes zu fördern.
Die Familiengrabstätte Sierich, die ursprünglich auf dem Friedhof an der Eppendorfer Landstraße angelegt worden war, wurde nach dessen Aufhebung auf den Friedhof Ohlsdorf überführt und befindet sich dort bei Planquadrat G 5 an der Bergstraße, südlich des Friedhofsmuseums.
Das Sierichsche Gehölz: Vom Privatforst zum Stadtpark
Ein besonderes Vermächtnis Sierichs ist das Sierichsche Gehölz. Er ließ einen Privatforst anlegen, der später von seinen Erben 1901 an die Stadt verkauft wurde. Dieses 35 Hektar große Areal bildet heute den westlichen Teil des Hamburger Stadtparks.
Straßennamen als Familienerbe
Sierich benannte mehrere von ihm angelegte Privatstraßen nach Familienangehörigen:
- Dorotheenstraße: Benannt nach seiner Mutter Dorothea, geb. Meyer.
- Maria-Louisen-Straße: Benannt nach seiner ersten Ehefrau Maria-Louise, geb. Lembcke.
- Klärchenstraße: Ursprünglich Clärchenstraße, benannt nach seiner zweiten Ehefrau Clara, geb. Repsold.
- Agnesstraße: Benannt nach seiner Schwägerin Agnes, geb. Repsold, einer Schwester seiner zweiten Ehefrau.
- Willistraße: Benannt nach seinem Sohn Willy.
Diese Namensgebungen unterstreichen Sierichs persönlichen Einfluss auf die Gestaltung und Entwicklung des Viertels.
Die Sierichstraße heute
Die Sierichstraße verläuft zwischen der Kreuzung mit der Hudtwalckerstraße (Nordende) und der Langenzugbrücke (Südende). Sie ist gesäumt von zahlreichen Linden und Eichen.
Auf der westlichen Straßenseite stehen überwiegend Stadtvillen, auf der östlichen Seite fünfgeschossige Mehrfamilienhäuser aus den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Der nördliche Teil der Straße ist direkt am Leinpfadkanal, einem Teil der Alster, gelegen.
Eine Besonderheit der Sierichstraße ist die tageszeitabhängige Änderung der Fahrtrichtung.
Morgens verläuft der Verkehr stadteinwärts, nachmittags stadtauswärts. Diese Regelung wurde eingeführt, um den Verkehrsfluss zu optimieren.
Auch die anderen Straßennamen in diesem Quartier haben Geschichte zu erzählen:
- Mühlenkamp: Der Name leitet sich von einer historischen Mühle ab, die sich einst in diesem Gebiet befand.
- Poelchaukamp: Benannt nach der Familie Poelchau, die in der Region ansässig war.
- Hudtwalckerstraße: Diese Straße trägt den Namen des früheren Hamburger Senators Martin Hieronymus Hudtwalcker.
- Grasweg: Der Name weist auf die ursprüngliche Nutzung des Gebiets als Weideland hin.
- Barmbeker Straße: Diese Straße führt in Richtung des Stadtteils Barmbek und wurde entsprechend benannt.
- Leinpfad: Historisch bezeichnete der Leinpfad einen Weg entlang eines Flusses, auf dem Schiffe von Land aus gezogen wurden.
- Bellevue: Aus dem Französischen übersetzt bedeutet “schöne Aussicht”, was auf die attraktive Lage hinweist.
- Scheffelstraße: Benannt nach dem deutschen Dichter Joseph Victor von Scheffel.
- Gellertstraße: Diese Straße ehrt den Dichter und Philosophen Christian Fürchtegott Gellert.
- Flemingstraße: Benannt nach dem Dichter Paul Fleming.
- Gryphiusstraße: Diese Straße trägt den Namen des Barockdichters Andreas Gryphius.
- Greflingerstraße: Benannt nach dem Dichter und Schriftsteller Johann Wilhelm von Stubenberg, bekannt unter dem Pseudonym “Greflinger”.
- Elebeken: Der Name leitet sich von einem historischen Flurnamen ab.
- Eppendorfer Stieg: Diese Straße verbindet Winterhude mit dem Stadtteil Eppendorf.
- Ulmenstraße: Benannt nach der Baumart Ulme, die in der Gegend vorkam.
- Buchenstraße: Der Name weist auf die Buchenbäume hin, die in der Region wuchsen.
- Hudtwalckertwiete: Eine kleine Seitenstraße der Hudtwalckerstraße; “Twiete” ist ein niederdeutsches Wort für schmale Gasse.
- Winterhuder Marktplatz: Der zentrale Platz des Stadtteils Winterhude.
- Alsterdorfer Straße: Diese Straße führt in Richtung des Stadtteils Alsterdorf.
- Ohlsdorfer Straße: Benannt nach dem Stadtteil Ohlsdorf, in dessen Richtung die Straße verläuft.
- Krohnskamp: Der Name leitet sich von einer historischen Flurbezeichnung ab.
- Leinpfad: Historisch bezeichnete der Leinpfad einen Weg entlang eines Flusses, auf dem Schiffe von Land aus gezogen wurden.
- Timmermannstraße: Benannt nach der Familie Timmermann, die in der Region ansässig war.
Fazit
Adolph Sierichs Vision und Engagement haben Winterhude nachhaltig geprägt.
Seine Investitionen in Infrastruktur und Stadtentwicklung legten den Grundstein für das heutige Erscheinungsbild des Viertels.
Die nach ihm und seinen Familienmitgliedern benannten Straßen erinnern bis heute an seinen Einfluss und sein Vermächtnis in Hamburg.